Wildbienenarten

In Deutschland gibt es 560 Wildbienenarten. Anders als die Honigbienen leben die meisten Wildbienen nicht in größeren sozialen Einheiten, sondern als Einzelgänger. Sie werden deswegen auch als Solitär- oder Einsiedlerbienen bezeichnet. Mehr als 400 Arten bauen ihre Nester alleine, 135 Arten parasitieren an anderen Wildbienenarten und sparen sich das eigene Nest. 75 Prozent aller Wildbienenarten nisten im Boden, der Rest sucht sich Pflanzenhalme oder nutzt Fraßgänge von Käfern im Holz. Die Holzbiene bohrt sich eigene Löcher in Totholz, und einige Hummeln nutzen Baumhöhlen, um dort ihre kleinen Staaten zu gründen.

Die kleinsten Wildbienen in Deutschland sind nur 4 Millimeter groß, andere Arten haben eine Größe von bis zu drei Zentimetern. Ebenso wie die Honigbienen haben Wildbienen eine große Bedeutung als Bestäuber von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen. Erst in der "Zusammenarbeit" von wilden Insekten, darunter vor allem auch Wildbienen, und Honigbienen werden die besten Bestäubungsleistungen erreicht. (Mehr dazu bei Welt.de, dem Tagesspiegel und dem Deutschlandfunk.) Wildbienen müssen keinen großen Honigvorrat verteidigen und haben deshalb nur einen sehr kleinen Stachel, der nicht durch die menschliche Haut stechen kann.

Bildnachweis: © Hans-Jürgen Sessner

Wildbienen und ihre Futterpflanzen

Wie auch bei vielen anderen Insektenarten gibt es unter den Wildbienenarten einige, die sich auf einzelne Pflanzenfamilien bei der Aufnahme von Pflanzenpollen und Nektar spezialisiert haben. Diese Art der Futter-Spezialisierung nennen wir Oligolektie. Sind die Wildbienen noch stärker spezialisiert, das heißt sammeln sie Pollen nur bei einer Pflanzengattungen oder sogar von nur einer Pflanzenarten bezeichnen wir das als monolektische Verhaltensweise. Wildbienenarten, die nicht auf einzelne Pflanzenfamilien spezialisiert sind, werden zu den polylektischen Arten gezählt. Sie nehmen sowohl Pflanzenpollen und Nektar von Lippenblütlern, Rachenblütlern oder Korbblütlern u.v.a.m. auf.

So erklärt sich auch, dass viele der Wildbienenarten sich in den letzten Jahrzehnten in ihrem Bestand stark dezimiert haben, regional sogar verschwunden sind oder sogar ausgestorben sind. Mit dem Verschwinden der Pflanzen aus unserer Kulturlandschaft, verschwinden auch die Insekten. Wildbienen können aufgrund ihre evolutiven Anpassung nicht auf andere Futterpflanzen ausweichen können. Sie sterben ohne ihre Trachtpflanzen lokal selbst dann aus, wenn es reichhaltig blüht und ideale Nistplätze vorhanden sein mögen. In Deutschland sind 30 Prozent der Wildbienen oligolektisch.

Eine Liste von Wildbienen und ihren Futterpflanzen  finden sie hier

Weitere Informationen finden Sie auch auf folgender Webseite: http://www.wildbienen.info/bluetenbesuch/oligolektie.php

Das Institut für Bienenkunde Celle - LAVES - stellt in einer umfangreichen, informativen Tabelle die Lebensweise und die ökologische Bedeutung von Bienen, Wespen und Hornissen dar.

Lebenszyklus einer Wildbiene

Der Lebenszyklus einer Wildbiene sieht im Allgemeinen so aus, dass sich das weibliche Tier einen geeigneten Hohlraum sucht. Diesen nutzt sie als Nistraum, um ihn für die Nachkommen herzurichten. Sie trägt Pollen und Nektar ein und legt meist ein Ei zum Futtervorrat. Dann wird die Kammer mit für die Bienenart spezifischem Baumaterial geschlossen (bspw. Lehm oder Sandkörner) und es folgt die nächste Kammer. Die Nester werden auch gegen Fressfeinde oder parasitierende Feinde am Ende verschlossen. Das sog. Pollenbrot reicht als Nahrung für die gesamte Entwicklung vom Ei über das Larvenstadium bis zur fertigen Biene.

Nach 4 bis 10 Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven. Diese wachsen während 2 bis 4 Wochen über mehrere Larvenstadien bis zur Puppe. Sie überdauern auch im Puppenstadium den Winter. Vor dieser Ruhephase spinnen die Larven der meisten Arten einen Kokon aus Seide. Durch den Kokon geschützt kann sich nun die Verwandlung (Metamorphose) zur ausgewachsenen Biene vollziehen.

Da die Männchen einen kürzeren Zeitraum für die Metamorphose (Ei → Larve → Puppe → Biene) benötigen, verlassen sie zuerst den Nistraum und dann folgen die Weibchen. Anschließend bauen die Weibchen selbst Nester und legen Eier. Sie sterben meist bevor ihre Nachkommen schlüpfen. So ergibt sich bei den meisten Wildbienenarten ein einjähriger Lebenszyklus.

planet wissen über Wild- und Honigbienen, als Studiogast der Bienenexperte Prof. Dieter Wittmann

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Wildbiene des Jahres

Wildbiene des Jahres 2015: Die Zaunrüben-Sandbiene

Zaunrüben-Sandbiene (© Matthias Schindler)

Die Zaunrüben-Sandbiene (Adrena florea) ist eine ausgesprochene Nahrungsspezialistin. Sie sucht Nektar und Blütenpollen ausschließlich an der Weißen Zaunrübe (Bryonia alba) und der Rotfrüchtigen Zaunrübe (Bryonia dioica, siehe Abbildung rechts). Die zu den Kürbisgewächsen gehörenden Zaunrüben wachsen an Gehölzen in Auwäldern auf frischen, nährstoffreichen Lehmböden.

Zaunrübe (Bryonia dioica) (Zeichnung aus "Deutschlands Flora in Abbildungen" von Johann Georg Sturm (Wikipedia))

Der Eingang zum Nest ist unauffällig und häufig in der Nähe ihrer Nahrungspflanze angelegt. Die Zaunrüben-Sandbiene gräbt bis zu 10 cm tiefe Niströhren in den spärlich bewachsenen Untergrund. In diesen Niströhren versorgt sie ihre Brut mit dem eiweißhaltigen Pollen. Von Mai bis August kann man die Zaunrüben-Wildbiene beobachten.

Wildbiene des Jahres 2015 (Broschüre, PDF)

Das Wildbienenkataster hat sich zum Ziel gesetzt, die heimischen Bienenarten einschließlich der dazugehörigen ökologischen Daten zentral zu erfassen und laufend fortzuschreiben. Seit dem Jahr 2013 wird von einem Kuratorium die "Wildbiene des Jahres" ausgewählt, um so die Welt der Wildbienen der breiten Bevölkerung bekannter zu machen.

Wildbiene des Jahres 2014: Die Garten-Wollbiene (Flyer, PDF)

Wildbiene des Jahres 2013: Die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Flyer, PDF)